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Mit der Resilyou-App Resilienz stärken und Rituale etablieren

Ein Beitrag von Kathrin Mengis


Apps gibt es heutzutage wie Sand am Meer und doch ist die digitale Umsetzung des Themas Resilienz neu und bei Resilyou durch den gemeinschaftlichen und ganzheitlichen Aspekt einzigartig. Auf dem Resilienzkongress 2022 ist die Gründerin von Resilyou, Meike Kocholl, zu Gast gewesen und hat tiefere Einblicke in die täglichen Resilienzeinheiten von Resilyou, die Rituale gegeben. Was das alles mit dem Zähneputzen zu tun hat und warum Rituale solche Resilienz-Booster sind, dies und mehr erfährst du in dem folgenden Beitrag und Video.


Die moderne Welt ist von Ungewissheiten und globalen Herausforderungen geprägt. Diese Merkmale waren in gewisser Form schon immer im Leben der Menschen vorhanden, doch die Digitalisierung und die Globalisierung bringen neue Dimensionen in Bezug auf die Geschwindigkeit und Unübersichtlichkeit der Veränderungen mit sich. Die Komplexität der VUCA-Welt stellt neue Anforderungen an den Menschen und konfrontiert ihn mit ständigen Veränderungen. Dies kann vom Menschen als Kontrollverlust wahrgenommen werden und zu psychischen Belastungen führen. Krisen kommen nicht immer in Form einer Pandemie, aber sie kommen in fast jedem Leben eines Menschen vor und sorgen dafür, dass die Lebensrealitäten der betroffenen Menschen auf den Kopf gestellt werden. Ein resilienter Mensch weiss sich in herausfordernden Situationen zu helfen, lernt mit Veränderungen umzugehen, sieht die Möglichkeiten und Chancen in der Krise. Deshalb lohnt es sich die mentale Widerstandsfähigkeit, die Resilienz der Menschen zu stärken.


Welche konkreten Bewältigungsstrategien geben wir den Menschen mit auf den Weg?


Diese Frage wurde Meike Kocholl, der leidenschaftlichen Gründerin von Resilyou, auf dem Resilienzkongress 2022 gestellt. Die Antwort darauf findet sich in einem Wort: Ritual. Das Wort klingt für manche, als sei es aus der Zeit gefallen. Schließlich wird es schon seit Jahrhunderten und oft im religiösen Kontext verwendet. Doch Rituale sind stark vereinfacht gesagt Strukturgebende und Mustergebende Elemente. Rituale verschaffen somit Orientierung. Deshalb sind zum Beispiel Abschiedsrituale oder geteilte Speisen zu bestimmten Zeiten wichtig. Verfällt der Wert dieser Rituale, so herrscht eine zunehmende Orientierungslosigkeit. Ein Beispiel dafür ist das Hände schütteln oder Umarmen als Begrüßungs- und Abschiedsritual. Während der Corona-Pandemie sind viele komische und überfordernde Situationen entstanden, weil man das gewohnte Begrüßungs- und Abschiedsritual nicht mehr anwenden konnte. Rituale geben also Vertrauen, Struktur und Form: All das braucht es für eine starke Resilienz.


Es ist verführerisch das Ritual mit einer Gewohnheit gleichzusetzen oder zu verwechseln. Es besteht jedoch eine starke Abgrenzung zwischen einer Gewohnheit und einem Ritual. Wie kann man das besser erklären? Am Besten an einer Alltagshandlung, die die meisten Menschen kennen: Zähneputzen. Ich habe die Gewohnheit morgens nach dem Aufstehen ein Glas Wasser zu trinken und anschließend direkt meine Zähne zu putzen.

Beitragsbild Resilienz und Rituale
Bild von MART PRODUCTION

Das Zähneputzen ist dann eine Routine, eine Gewohnheit zu einem bestimmten Zeitpunkt. Ich könnte aber auch bewusst jeden Zahn einzeln putzen und dabei bewusst daran denken, dass mir meine Zähne ein schönes Lächeln schenken und ich dankbar dafür bin, dass sie gesund sind. Dies würde das Zähneputzen zu einem Ritual machen, denn dahinter steckt eine Intention.


Ein Ritual kann somit etwas alltägliches in etwas besonderes umwandeln. Rituale sind ein einfacher Weg die kleinen Dinge im Leben zu feiern. Hier findet sich ein Zusammenhang mit der Emotion Dankbarkeit, da auch alltägliche Dinge als besonders wahrgenommen werden können, dies minimiert dann wiederum negative Gefühle und stärkt die Resilienz.


Das Resilienz-Training bei Resilyou besteht somit aus verschiedenen Ritualen, die sich auf verschiedene Themen aus der positiven Psychologie fokussieren: Dankbarkeit, Stärken, Ziele, Humor. Klingt einfach? Ist einfach! Aber das tägliche Anwenden der Rituale hat eine große Wirkung und trainiert die Resilienz.


Noch mehr Einblicke in die App findet ihr hier

Zum Beispiel gibt es ein Ritual, bei dem schreibt man jeden Tag drei Dinge auf, für die man dankbar ist. Dieses praktische Ritual ist leicht umsetzbar, der der Zeitumfang nur 3 bis 5 Minuten beträgt. Die Wirkung ist jedoch sehr groß, da das Aufschreiben der Dankbarkeiten über den Tag verteilt einen nachhaltigen Effekt hat. Der Fokus bleibt bestehen und positive Dinge werden nach und nach bewusster und verstärkter wahrgenommen. Die Fokussierung auf die vorhandenen Ressourcen in Krisen ist es, was resiliente Menschen ausmacht.


Unser Training hat zum Ziel, dass die positiven Seiten des Lebens stärker wahrgenommen und wertgeschätzt, aber auch die herausfordernden Seiten des Lebens nicht verschreit und ignoriert werden. Der resiliente Mensch bewegt sich somit zwischen Akzeptanz und Selbstwirksamkeit und verfügt über Bewältigungsstrategien, um Krisen abzufedern.


Was ist die Schwierigkeit an der Resilienz in der Praxis?


Das Komplexe an der Resilienz und somit auch an dem Training von Resilienz, ist die Balancefindung. Es gibt vielzählige Perspektiven auf Resilienz, unzählige Faktoren, die die Resilienz beeinflussen. Ältere Definitionen zielen mehr auf Widerstandsfähigkeit ab und jüngere Definitionen zielen mehr auf Adaptivität ab.


Die Resilienz eines Menschen basiert auf einem komplexen Konzept mit vielen Wechselwirkungen. Sie ist daher empirisch schwierig zu untersuchen, oft nur in Teilen abzubilden und nicht eindeutig an einem Menschen abzumessen. Resilienz ist nicht eine Kompetenz, die man einmalig erlernt und immer wieder anwendet. Resilienz ist die Balance zwischen den verschiedenen Kompetenzen und im richtigen Moment die richtige Kompetenz auszuwählen. Resilienz ist kontextabhängig. So kann ich in der Arbeit resilient sein und zuhause bei meiner Familie überhaupt nicht. Und das kann es sehr schwer machen.


Wir glauben, dass der Mensch drei Beziehungen stetig pflegen muss, um erfüllt und resilient durch das Leben zu gehen. Die Beziehung zu mir selbst, die Beziehung zu anderen also zum Du und eine Beziehung zu etwas, das über mich und über dich hinausgeht. Wir wollen und können nicht definieren, was das genau ist, dass ist auch für jeden etwas anderes, aber wir glauben, dass sich hier viel Potential im Resilienz-Aufbau versteckt. In dieser Kompetenz- und Beziehungsorientierung steckt ein hohes Potenzial, um den Begriff der Resilienz zu greifen und zu definieren und dabei die Flexibilität und Dynamik des Resilienz-Prozesses zu berücksichtigen. Schließlich befindet sich jeder Mensch im Fluss des Lebens, weshalb man nicht generell sagen kann, dieser Mensch ist resilient oder nicht, sondern ein Mensch ist situationsabhängig zu gewissen Zeitpunkten mehr oder weniger resilient.


Die Herausforderung im Resilienz-Training liegt somit unter anderem darin für sich selbst herauszufinden, welche Kompetenz in welcher Situation benötigt wird. Wann ist es hilfreich von einem Ziel, von einer Idee loszulassen und die gegenwärtige Situation zu akzeptieren und wann ist es besser zielorientiert zu handeln und Selbstwirksamkeit auszuüben? Dazu gibt es ein passendes Gelassenheitsgebet:


"Gib mir die Kraft, Dinge, die ich nicht ändern kann, mit Gelassenheit hinzunehmen. Gib mir den Mut, zu ändern, was geändert werden kann und muss. Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

Durch das Etablieren der verschiedenen Rituale im Alltag stärkt man verschiedene Kompetenzen und lernt die eigenen Ressourcen besser kennen. Dies wirkt präventiv zur Abfederung von Krisen. Wenn man ein Ritual auch in Momenten ausführt, in denen man gerade keine Lust hat oder niedergeschlagen ist, so kann ein Ritual auch erstmal ein Repräsentant sein für etwas dahinterliegendes, was sich wieder einstellen soll. Es wirkt also als Platzhalter. Das Ritual kann dafür stehen Halt wieder herzustellen, den man durch Krisen häufig verliert. Wenn ich in Krisen meine Selbstwirksamkeit verliere und mich zum Beispiel zurückziehe, anstatt um Hilfe zu beten, dann führe ich das Ritual weiter aus, mit der Hoffnung und dem Vertrauen, dass sich der Zustand wieder einstellt. Unsere Mission ist also durch einfache und digital umsetzbare Rituale, den Menschen wieder Stabilität und Orientierung zurück zu geben und die eigene Balance zwischen den verschiedenen Kompetenzen und Ressourcen zu entdecken und zu entwickeln.


Du möchtest noch tiefer in das Thema eindringen und mehr über die digitale Umsetzung von Resilienz bei Resilyou erfahren? Das Interview vom Resilienz-Kongress 2022 bietet noch mehr Einblicke und interessante Fragen rund um das Thema Resilienz.

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